Das Visitationsprotokoll von 1534
Das älteste kirchliche Visitationsprotokoll stammt aus dem Jahre 1534. Es wird hier in Originalabschrift und in hochdeutscher Übertragung wiedergegeben. Man kann daraus erkennen, daß eine Deutung der alten Urkunden und ihre Auslegung aus heutiger Sicht nicht immer einfach ist.
"Register der Geystlichen Fursten Lene Inn Hertzogk Albrechts to Megklenburgk Ampten Stedenn vnnd gudern Beschreuen Anno XXXIIII
Neykolenn dat Kercklehenn Is ein fursten lehen, vnnd dar war nen besitter dann Hanns von Vlm des Hochgebarnen fersten vnnsers gnedigl Hern Hertoch Albrechts Vaget. berichtedt, vnnd sedt, wue eme sin f g de Kercke vorlasande vnnd vorlasendt, beualhen hadde, vnnd de pechte darto Jerlichs vp toheuende, vnnd Rechenschop daruon to donde, ock den gades dinst In der Kerckenn daruon tohaldende vnd nichtz verszume laten na der Oldenn Wanheit.
Her Jochim Sedorp prester de Is dar In Cappellan vnnd vorseit de Kercken, mit deme gades denste daruor gifft eme Hanns von Vlm, vann den pechten 4 gulden Jerlich So beclagedt szich derszulue prester dateme noch 2 gulden na staen dar vann, vnnd kann von Hanns von Vlm nene beratinge bekamen,
Pechte darto 8 gulden Jarlich vonn acker wiszken vnd and tobehoringe to hape,
Mißkorne to Slackendorp 7 m - Inn gelde vnd 5 drompt Korns de eine Helffte Roggen de ander Helffte Hauerrnn vnnd dar Is nu ein Hoff van wuste
Hier donn de gadeshus lude seldenn Rechenschop van der Kercken Inn diesser Kerckenn Is ein Kalandt, beclagen Sich deszuluen Kalandts prester, dat Se vann deme Rade vnd richte nen Recht ouer ere Schuldener vnd pachtgeuer bekamen konnen, vnnd de lude dar by enen de des presters, vnnd Kalandt geldt by szick hebbenn, verkopen vnd vorwildenn de pande, dar de Houetszumen Inne stann, So dat de presterschop to nenenn rechten kamen kann, Biddet hirume vnderdeniglich de szulue presterschop dat Se dorch vnnsern g. H. vnnd sin gnaden mogen bedacht vnnd by rechte behaldenn, vnnd nicht verlaten werdenn Se moten anders den Kalandt, vnnd gades denst darto horendt fallenn latenn.
Item Jacob Leuetzow mit szinen Kindern, hefft van dem szuluen Kalandt by Sick hundert gulden Houetszumen luth Segell, vnnd breue darup, vnnd gifft nichts daruon ock Inn velenn Jarenn nicht betalet, hierinne biddet noch ouermals, de arme presterschop I f g dar male ein gnedig einsehende vp hebbenn, alszo dat Se mochtenn betalet werdenn,
Item Inn des heilligenn Cruces Cappellenn tom Kalen Is ein furstenn lehenn, Besitter Er Niclaws Oldenschoe, vnnd van denn Erbarn von Kalenn genomet dene to denomineret, vnnd vorbedenn. Dieweil deszuluigenn de bede hebbenn, vnnd alszo durch Hertzog Albrecht Anno 31 verlenet.
Pechte darto schollenn szin 7 Gulden gelde, vnnd wert entbort vnnd enthaldenn wie hirnafolget,
Item 3 m Strale to Lutkenn Mistorp, de entbort eme Jarlich Heinrich Leuetzow to Marckow,
Item 3 m Strale to Reye entbort, vnnd enthaldteme, Claws vonn Oldenburgs Moder darszuluest
Item to Ghemekendorp vann Claws Turckowenn 5 m strale Jarliche pechte, diesse Mann hefft mit aller rechtigkeit vnd herlicheit mit hogstem vnnd Sidesten rechte to deme lene gehort, den heft genamen Hinrich Leuetzow to Schorrentin,
Item de houen dar diesse Mann Claws turckow de 5 stral marck Jarlich vann gegeuen hefft, de hefft Hinrich Leuetzow zu Leuetzow, daruon genomen, mit walt, vnnd gelecht to einem szinem nien erue darsuluest to gemekendorp, vnnd gifft dar nichts vann, diessenn bericht gaff Johannes Gylow de dat lenn vorhenn gehat hefft,
Item vann diessem lene hefft Johannes Gilow vpgebort hundert m Sundisch Houetszumen vnnd nicht wedder belecht, doch secht he dat se belecht sein, men synt dat alszo ouerst nicht so Is de Houetstuell noch by eme.
Item Inn Marien Cappellenn fur dem Stedeken, Nienkalen Is noch ein geistlich furstenleen, besitter Niclaus Oldenschoe vorlenet dorch Hertich Albrecht Anno XXIIII
De pechte darto 5 gulden 3 gud schilling binnen dem Stedeken Nienkalenn,
Item noch Is darto geweset ein Hopenhoff denn hefft daruon genomen Rudeloff Bunow vnnd gelecht to der Borch dar suluest"
Die Übertragung in das Hochdeutsche lautet:
Register der geistlichen Fürstenlehen in Herzog Albrechts zu Mecklenburg Ämter, Städten und Gütern, beschrieben Anno 1534.
Neynkolenn: Das Kirchenlehn ist ein Fürstenlehn, und da war weiter kein Besitzer als Hans von Ulm, Vogt des hochgeborenen Fürsten, unseres gnädigen Herrn Herzog Albrecht. Er berichtete und sagte, wie ihm seine fürstliche Gnaden die Kirche überlassen und bei der Überlassung befohlen hatte, die jährliche Pacht dazu einzunehmen und davon Rechenschaft zu tun, auch den Gottesdienst in der Kirche davon zu halten und nichts versäumen lassen nach der alten Gewohnheit.
Herr Jochim Sedorf, Priester, ist darin Capelan und versieht die Kirche mit dem Gottesdienst. Dafür gibt ihm Hans von Ulm von der Pacht 4 Gulden jährlich. So beklagt sich derselbe Priester, daß er noch 2 Gulden davon zu bekommen hat, und daß er von Hans von Ulm keine Beratung bekommt.
Dazu bekommt er noch jährlich 8 Gulden Pacht von Äckern, Wiesen und anderem Zubehör zusammen.
Mißkorn zu Schlackendorf 7 Mark in Geld und 5 Drömt Korn, die eine Hälfte Roggen, die andere Hälfte Hafer, und da ist jetzt ein Hof von wüst.
Hier tun die Gotteshausleute selten Rechenschaft von der Kirche. In dieser Kirche ist ein Kalandt. Die Kalandtspriester daselbst beklagen sich, daß sie von dem Rat und dem Gericht kein Recht gegenüber ihre Schuldner und Pachtgeber bekommen können. Die Leute dort bei ihnen, die das Geld der Priester und vom Kalandt bei sich haben, verkaufen und vernachlässigen die Pfandbriefe, in denen die Hauptsummen stehen, so daß die Priesterschaft zu keinem Recht kommen kann. Dieselbe Priesterschaft bittet untertänigst hierum, daß sie durch unseren gnädigen Herrn und seine Gnade bedacht werden, ihr Recht erhalten und nicht verlassen werden, sonst müßten sie den Kalandt und den dazu gehörenden Gottesdienst fallen lassen.
Jacob Levetzow mit seinen Kindern hat von demselben Kalandt für sich eine Hauptsumme von hundert Gulden geliehen laut Siegel und Brief darauf und gibt nichts [keine Zinsen] davon. Er hat auch in vielen Jahren nicht bezahlt. Deshalb bittet die arme Priesterschaft noch einmal Ihro fürstliche Gnaden möchte mit ihnen ein gnädiges Einsehen haben, so daß die Schulden möchten bezahlt werden.
In des heiligen Kreuzes Kapelle zum Kalen ist ein Fürstenlehn. Besitzer ist Herr Niclaus Oldenschoe, der von den ehrbaren von Kalen benannt und eingesetzt wurde, weil dieselben die Abgaben haben; und ist so durch Herzog Albrecht Anno 1531 verliehen worden.
An Pacht sollen dazu 7 Gulden Geld sein und werden diese eingenommen und entrichtet wie folgt:
3 Mark (Stralsunder Geld) zu Klein Mistorf, die ihm jährlich Heinrich Levetzow zu Markow bezahlt.
3 Mark (Stralsunder Geld) zu Rey erhält Claus von Oldenburgs Mutter daselbst.
Weiterhin erhält er von Claus Türkow zu Gehmkendorf 5 Mark (Stralsunder Geld) jährliche Pacht. Dieser Mann hat mit aller Gerechtigkeit und herrschaftlichem hohen und niederen Gericht zu dem Lehn gehört; den hat Heinrich Levetzow zu Schorrentin (weg-)genommen.
Die Hufen, von denen dieser Mann Claus Türkow die 5 Mark (Stralsunder Geld) jährlich gibt, die hat Hinrich Levetzow zu Levetzow mit Gewalt davon genommen und zu einem neuen Erbe daselbst zu Gehmkendorf gelegt und gibt nichts davon. Diesen Bericht gab Johannes Gylow, der das Lehn vorher gehabt hatte.
Von diesem Lehn hat Johannes Gilow eine Hauptsumme von hundert Mark (Stralsunder Geld) geborgt und nicht wieder bezahlt, doch sagt er, daß sie bezahlt sind. Die Schuld muß noch von ihm beglichen werden.
In der Marienkapelle vor dem Städtchen Nienkalen ist noch ein geistliches Fürstenlehn. Es wurde dem Besitzer Niclaus Oldenschoe durch Herzog Albrecht Anno 1524 verliehen.
An Pacht gehören 5 Gulden und 3 gute Schilling aus dem Städtchen Nienkalenn dazu.
Außerdem ist noch dazu ein Hopfenhof gewesen. Diesen hat Rudeloff Bunow davongenommen und zu der Burg daselbst gelegt.
Anmerkung: Der Kirchenherr, d. h. Besitzer des Kirchenlehns, ist also zu dieser Zeit der Vogt des Herzogs Albrecht zu Güstrow, Hans von Ulm. Die Sacra aber verrichtet für ihn der Priester Jochim Sedorf, der zugleich Vorsteher der Kirche ist, aber von Hans von Ulm schlecht bezahlt wird.